Nachdem die Zusammenhänge und die Problemstellung in den letzten Kapiteln theoretisch abgeleitet wurden, soll nun ein empirisches Design entworfen und getestet werden, um die grundlegenden Hypothesen des dargestellten Konzeptes zu bestätigen.
Kritische Diskussion der empirischen Untersuchung
Die empirische Untersuchung kann im großen und ganzen als erfolgreich bezeichnet werden. Trotzdem gibt es noch eine ganze Reihe von Optimierungsmöglichkeiten, auf die im folgenden kurz eingegangen wird.
Zunächst war der Fragebögen eindeutig zu lang. Dies erklärt vermutlich die relativ bescheidene Rücklaufquote der Fragebogen in der Hauptuntersuchung. Aufgrund verschiedener Rückmeldungen war es vor allem der Teil in dem Risikotoleranz und Reizbedürfnis abgefragt wurden, der den Befragten die Motivation zur Ausfüllung des Fragebogens nahm. Diese Problematik wurde schon in der Voruntersuchung deutlich, dort jedoch nicht wirklich ernsthaft verfolgt. Die Befragten, die den Fragebogen dennoch bis zum Ende ausfüllten, hatten glücklicherweise den übrigen Teil schon mit einer größeren Motivation bearbeitet. Vermutlich wäre es aus Gründen der Validität und Reliabilität kein Problem gewesen, vor allem den Itempool des Reizbedürfnisses drastisch zu kürzen. Unter Umständen könnten die schlechten statistischen Ergebnisse bezüglich der Persönlichkeitsdeterminanten auf die fehlende Motivation bei dem Ausfüllen dieses Teils des Fragebogens zurückzuführen sein.
Wie oben schon angesprochen wurde, könnte es möglich sein, daß die schlechten Ergebnisse bezüglich Reizbedürfnis und Risikotoleranz auf die Auswahl der Produkte zurückzuführen sind, da Risikopotential und Abwechslungspotential zu gering sind. Dieses Problem müßte in einer vergleichenden Untersuchung geklärt werden, sofern nicht eine befriedigende theoretische Erklärung für das hier gefundene Ergebnis gefunden wird. Denkbar wäre auch, daß die Skalen von Brengelmann[1] trotz hoher Validität und Reliabilität doch nicht die beschriebenen Persönlichkeitsfaktoren treffen. Aufschlußreich könnte eine vergleichende Untersuchung mit der Sensation-Seeking Scale von Zuckerman[2] sein, die wesentlich abwechslungsreicher als die Skala von Brengelman ist.
Darüber hinaus waren die Items, die die Demographika betreffen überflüssig, da eine Auswertung im Rahmen dieser Arbeit den vertretbaren Umfang sprengen würde. Die Daten zum bisherigen Kaufverhalten waren zu wenig differenziert und auf einem sehr niedrigen Skalenniveau, so daß sie nicht sinnvoll ausgewertet werden konnten.
Wie schon früher ausgeführt, sind die Konstrukte ursprüngliches Abwechslungspotential und ursprüngliches Risikopotential nur Hilfsgrößen, da im Rahmen dieser Diplomarbeit keine Längsschnittuntersuchung durchgeführt werden konnte. Bei einer Längsschnittuntersuchung würde das Abwechslungspotential und das Risikopotential zu verschiedenen Zeitpunkten erhoben werden und die Entwicklung betrachtet. Die hier verwendeten Hilfgrößen sind problematisch, wie sich, wie oben ausgeführt, vor allem bei dem Konstrukt ursprüngliches Risikopotential zeigte. Vor allem die Items KONSOZUR und KONPHYUR sind in bezug auf ihre Validität als sehr schlecht zu beurteilen. Da auch die Ergebnisse bei RIAFFSOZ und RIAFFPHY schlecht in bezug auf die Validität zu beurteilen sind, müßte bei einer erneuten Untersuchung die Formulierung der Items in diesen Bereichen grundlegend überprüft werden.
[1] vgl.: Brengelmann, J. C.; von Quast, C., (1987), S. 79-81
[2] vgl.: Zuckerman, M., (1964)