GIAL[1] bedeutet „General Incongruity Adaptation Level“. Das Konzept geht davon aus, daß der Mensch sich im Laufe seines Lebens an ein ganz individuelles Maß der Übereinstimmung zwischen Erwartung und Wahrnehmung gewöhnt. Auch Driver und Streufert benutzen als unabhängige Variable die Nicht-Übereinstimmung (incongruity). Im Laufe seines Lebens macht der Mensch in seiner Umgebung Erfahrungen mit einem bestimmten Maß an Nicht-Übereinstimmung. Es entwickelt sich dadurch ein Maß an Abweichung, das er für angemessen hält und im Rahmen eines Generalisierungprozesses auf andere Situationen überträgt. Dieses erwartete Maß an Nicht-Übereinstimmung wird der „General Incongruity Adaptation Level“ (GIAL) genannt. Wenn dieses Maß in bestimmten Situationen über- oder unterschritten wird, reagiert der Mensch in ganz unterschiedlicher Art und Weise, um wieder zu dem GIAL zurückzukehren. Driver und Streufert unterscheiden zwei Maße der Abweichung vom GIAL (siehe Abb. 2 [2]). Wenn die Abweichung sowohl nach oben, als auch nach unten nur gering ist, wird ein Suchverhalten gezeigt. Dies manifestiert sich bei zu geringer Erregung (Region 2) entweder durch die Suche nach neuen Stimuli oder dadurch, daß an dem existierenden Stimulus neue ungewöhnliche Aspekte gesucht werden und bei zu hoher Erregung (Region 3) durch die Erforschung des Stimulus nach Aspekten, die doch mit den Erwartungen vereinbar sind. Wenn die Abweichungen zwischen Erwartungen und Wahrnehmung jedoch zu groß werden, ist dieses Suchverhalten eher nicht zu beobachten. Statt dessen ist sowohl bei extrem hoher (Region 4), als auch bei extrem niedriger Erregung (Region 1) eine Abkehr von der Wahrnehmungssituation wahrscheinlicher. Erregung spielt in der Theorie von Driver und Streufert kaum eine Rolle. Es ist deshalb davon auszugehen, daß sie sich eher dem Konzept der intrinsischen kognitiven Motivation von Hunt[3] anschließen. Entsprechend gilt auch hier der Hinweis, daß es fraglich ist, daß dieses Modell ohne Bezug auf Erregung auskommt.
Streufert und Driver fordern einen Zusammenhang zwischen Stimulation und Affekt, den sie „Model 3“ nennen.[4] Nach diesem Modell sind mäßig starke Abweichungen vom GIAL durch positive Affekte geprägt (Region 2 und Region 3), während bei starken Abweichungen vom GIAL negative Gefühle auftreten (Region 1 und Region 4).
[1] vgl.: Driver, M. J., Streufert, S., (1965)
[2] vgl.: Driver, M. J., Streufert, S., (1965)
[3] vgl.: Hunt, J. McV., (1963)
[4] vgl.: Streufert, S.; Driver, M. J., (1971)