Japan und das Erdbeben

Das schwerste Erdbeben aller Zeiten in Japan. Wir alle sind geschockt darüber, wie diese so kontrolliert und planvoll lebenden Japaner und ihre Kultur von diesem überirdisch erscheinenden Unglück zerstört werden. Diese hochentwickelte, technisierte Kultur mag so gar nicht zu der unbeherrschbaren Gewalt der Natur passen. Und doch leben die Japaner seit Jahrhunderten und Jahrtausenden mit Erdbeben. Zuerst versuchten sie es mit ihrem Glauben zu bezwinge – in den letzten Jahrzehnten wurden auch die technischen Vorkehrungen immer ausgefeilter. Letztendlich ist jedoch jedem klar, dass sowohl der Glauben, als auch jede Technik vor der Gewalt der Natur kapitulieren muss.
Eine andere „Naturkatastrophe“ mussten die Japaner vor wenigen Jahren über sich ergehen lassen, als sie feststellten, dass trotz extremer, zentralistischer Planung eine Wirtschaftskrise nicht verhindert werden konnte. Hier prallten der Wunsch nach absoluter Kontrolle, das Streben nach technischer Perfektion und perfekter Technisierung auf die Realität des menschlichen Individualismus, die sich in Form des ungebremsten Kapitalismus bzw. Gewinnstreben verwirklichen. Wenn die internationale Flut des „Ichs“ auf die Mauer des geplanten „Wirs“ trifft, hat die Mauer keine Chancen mehr.
Wir alle hoffen, dass die Opfer und Schäden so gering wie möglich sind. Die Frage ist jedoch, was wir daraus lernen können.
Nicht nur in Japan, sondern auch in anderen Systemen wird ein MIT der Umwelt immer besser funktionieren als ein GEGEN oder ein ABSCHOTTEN.

Es ist zu erwarten, dass eine Markenführung – gerade im internationalen Bereich, die mehr auf ein MITFLIEßEN und ein MITEINANDER setzt, erfolgreicher sein wird, als eine, die auf Abgrenzung setzt.
Gleichzeitig soll natürlich nicht der Egoismus im Vordergrund stehen. Die Herausforderung ist, soziale Einstellung mit individueller Selbstverwirklichung zu vereinen. Wenn ein solches Management noch die Erhaltung der Natur und den Eigenwillen der Natur mit in Betracht zieht, trägt das Marketing zum Glück der Konsumenten bei.

Ökostrom gegen den Atomtod

Ökostrom ist nichts Neues. Die Gefahr durch Atomkraftwerke ist auch nichts Neues. Es gab schon Super-GAUs in Tschernobyl und Harrisburg – die waren sogar noch näher an uns dran, als die aktuelle Katastrophe in Japan. Schon seit Jahrzenten bieten Greenpeace, Lichtblick und andere Unternehmen Ökostrom an und auch die großen Stromkonzerne versuchten, aus dem unteregründigen, grünen Bewußtsein der Konsumenten Profit zu schlagen und bieten grüne Strom-Tarife zu einem erhöhten Preis an. Es soll jetzt hier nicht darauf eingegangen werden, welche Leistung hinter den verschiedenen Tarifen steht und wo der Strom wirklich herkommt – viel wichtiger ist zu schauen, welches Vertrauen genießen die Unternehmen – wie sieht das Markenimage aus.

Für die Entscheidung des Konsumenten steht in diesem Zusammenhang die Frage im Zentrum: Wie grün darf es / muss es sein. Über Jahre hinweg haben die Konsumenten nicht nur bei Strom, sondern bei allen Produkten und Dienstleistungen, die das Öko- oder Bio-Image mit ihren Marken verbunden haben gelernt, dass diese Zusatzleistung mit erhöhten Kosten verbunden ist. Durch dieses Bewußtsein gibt es ein Trade-off zwischen grünem Engagement und ökonomischem Realismus.
Wieviel Geld ist der Konsument bereit, für grünen Strom zu zahlen – wie wichtig ist es demgegenüber Atomstrom zu „bekämpfen“. Bisher gab es nur einen kleinen, grünen Kern von Konsumenten, der bereit war, erheblich mehr Geld für den grünen Strom zu zahlen. Durch den erhöhten Leidensdruck durch explodierende Atomkraftwerke in Japan, ist zu erwarten, dass die wirklich grünen Stromanbieter, die einen großen Vertrauensvorsprung haben, mehr Kunden an sich binden können. Das grüne Bewußtsein wird auch bei bisher eher ökkonomisch orientierten Kundenschichten größeren Raum greifen.

Inwieweit auch die grünen Tarife der großen Stromanbieter neue Kunden gewinnen können, hängt sehr stark von der Kommunikationspolitik der nächsten Wochen und Monate ab – vielleicht schon während des Moratoriums der Bundesregierung. Wenn es den großen Anbietern gelingt, echtes Vertrauen in ihr grünes Engagement zu kreieren, können sie sicher viele ihrer ökonomisch orientierten Kunden in grüne Kunden umwandeln – denn nicht jeder, möchte die wichtige Versorgung mit Strom einem kleinen Öko-Unternehmen überlassen – Stromversorgung muss gesichert sein – das zeigen auch die Zustände in Japan wo der Strom zeitweise ausgestellt wird.

Es gibt also zwei Lager – die grünen Kunden und grünen Unternehmen auf der einen Seite und die ökonomisch orientierten Kunden und die entsprechenden Unternehmen auf der anderen Seite. Natürlich ist die die Gruppe der eher ökonomisch orientieren Kunden größer – wird aber durch Zwischenfälle wie den GAU in Japan etwas in die grüne Richtung tendieren. Da wir alle Strom konsumieren, handelt es sich hier um eine riesige Potentialverschiebung und Einstellungswandel. Bei den Unternehmen besteht die Aufgabe der Markenführung darin, bei den „grünen“ Unternehmen mehr Professionalität zu demonstrieren, um Sicherheit der Versorung zu kommunizieren und auf der anderen Seite bei den großen Unternehmen, muss mehr vertrauenswürdiges, grünes Engagement demonstriert werden. Die nächsten Wochen werden wichtig für die Markenführung auf dem Strommarkt werden.

Kaufentscheidungen auf dem Strommarkt sind immer auch politische Entscheidungen. Wenn die Konsumenten mit ihren Füßen für grünen Strom abstimmen kann die Politik nicht dagegen regieren. Es wäre toll wenn diese schreckliche Katastrophe in Japan unserer Welt einen Stoß in Richtung auf eine grünere Energieversorgung gibt – auch wenn nicht alle Signale auf grün stehen – China hat gestern die Errichtung 50 neuer Atommeiler entschieden.